Es war einaml...



Super Quicklinks:

Es war einmal...

...Ein Jungunternehmer

...Ein alter Stricher

...Ein vergesslicher Physiker

...Ein Daten-Terrorist



ES WAR EINMAL... EIN JUNGUNTERNEHMNER
Der 18 jährige Paul war schon immer von Computern begeistert. Er verbringt seine gesamte Freizeit vor dem Bildschirm. Deshalb belegt er schon im Jahre 1969 auf seiner Schule, der "Lakeside High School" im US Bundesstaat Washington, einen Computerkurs. Damals legt er den Grundstein für sein späteres Leben - er lernt, wie man in Programmstrukturen denkt.

Es dauert nicht lange, da fängt Paul an, seine eigenen Programme zu schreiben. Das Einzige, was den jungen Mann schon damals stört, ist der begrenzte Zugang zu den Computern. Er träumt davon, dass jeder Nutzer zu Hause von seinem eigenen PC aus unbeschränkten Zugriff haben soll. Und er träumt nicht alleine. Im Kurs freundet er sich sehr schnell mit William an, einem Schüler zwei Klassen unter ihm. Beide waren begeisterte Computerfreaks; man könnte sagen, sie programmierten um die Wette. Bald sind die beiden so gut, dass sie neben ihrem Studium eine eigene kleine Firma gründen. Die ersten Aufträge lassen nicht lange auf sich warten. Unter anderem sollen Sie für die Stadt Seattle ein Verkehrsüberwachungsprogramm schreiben. Die Stadtväter sind von der Entwicklung begeistert und setzen das System prompt ein.

Eines Tages bekommt Paul eine Ausgabe der Zeitschrift "Popular Electronics" in die Finger. Ein Artikel in dem Fachmagazin stellt Ed Roberts Erfindung des Microcomputers vor. Der legendäre Ed Roberts, so Popular Electronics, suche nun jemanden, der für ihn die passende Softwareoberfläche schreiben solle. Eine Aufgabe für die beiden Jungunternehmer Paul und William. 1975 macht sich Paul schließlich auf den Weg ins staubtrockene Albuquerque nach New Mexico, wo er sich mit Ed Roberts trifft. Vom Ehrgeiz gepackt, schmeißt Paul sein Studium hin und widmet sich ausschließlich dem neuen Stück Software.

Kurz darauf überredete er seinen Freund William ebenfalls nach New Mexico zu kommen. Der stimmte zu und bald waren beide von der Idee besessen: Eine Softwareoberfläche für einen Computer, der für jedermann zugänglich sein sollte. Paul, Bill und Ed Roberst bringen nur einen Monat später den ersten Homecomputer, den Altair, auf den Markt. Das unwirtliche Klima in New Mexico veranlasst Paul und William nach einiger Zeit wieder zurück in ihre Heimatstadt Seattle zu gehen. Ihre Firma nehmen sie einfach mit.

Acht Jahre später muss Paul allerdings die Firma seinem Freund William überlassen - eine schwere Krankheit zwingt ihn dazu, seinen Vorstandsposten aufzugeben. Doch er kann und will seine Firma, an der sein ganzes Herzblut hängt, nicht ganz hinter sich lassen und behält sich seine Anteile. Und damit hat Paul den Hauptgewinn gezogen. Denn der Börsengang, den das mittlerweile stark gewachsene Unternehmen 1986 vollzieht, katapultiert Pauls Vermögen in astronomische Höhen. Und aus dem kleinen Programmierer ist ein Mulitimilliardär geworden. Die beste Gelegenheit, sich einen ewig gehegten Kindheitstraum zu erfüllen: Ein eigenes Filmstudio.

Paul steigt bei Steven Spielbergs Produktionsfirma "Dreamworks" ein und rückt so seinem Traum "Hollywood" ein Stückchen näher. An seinem Reichtum will er auch seine Heimatstadt teilhaben lassen. Obwohl Paul als Student der Universität von Seattle den Rücken gekehrt hatte, lässt er es sich nicht nehmen, der Fakultät eine neue Bibliothek zu schenken. Heute ist Paul Besitzer der NFL Football Mannschaft Seattle Seahawks. Auch die NBA Basketball Mannschaft "Portland Trail Blazers" gehören zu seinem Imperium. Und mit der Filmproduktionsfirma "Clear Blue Sky" fördert er unkonventionelle Filmprojekte.

Bill Gates' Freund und Kollege ist heute der drittreichste Mann der Welt. Sein Vermögen wird, laut dem US Magazin "Forbes", auf etwa 30 Milliarden US-Dollar geschätzt. Der US-Amerikaner, ehemaliger Programmierer und Microsoft-Gründer Paul Allen Gardner.

(nach oben)



ES WAR EINMAL... EIN ALTER STRICHER
Man weiß nicht mehr genau, wann er geboren wurde. Die Überlieferungen sind im Laufe der Zeit etwas auseinander gegangen. Manch einer will ihn schon um das Jahr 1300 nach Christus gesehen zu haben. Andere Quellen berichten allerdings davon, dass er erst im 18. Jahrhundert zu uns nach Europa kam.

Anfangs hofiert er nur bei Adel und Klerus, später ist er immer öfter Gast bei gebildeten Kaufmännern und Schulmeistern. Besonders häufig und auch gerne gesehen ist er bei Dichtern, Schriftstellern und Protokollanten. In deren Häusern nimmt er oftmals einen festen Platz ein und wird vielfach in die Pflicht genommen. Sein prominentester Freund in dieser Zeit ist Martin Luther. Der Augustinermönch nimmt die Hilfe seines Freundes oft in Anspruch, als er damals seine Texte für die Lutherbibeln zu Papier bringt.

In der damaligen Zeit, dem Umbruch zwischen Mittelalter und Neuzeit, geht es turbulent zu. Denn gerade hatte Kopernikus behauptet, die Erde wäre rund und nicht flach - und nicht einmal der Mittelpunkt des Universums. Diese und viele andere revolutionäre Thesen sollten in der Welt verbreitet werden und finden Unterstützung durch die Erfindung des Buchdrucks. Zwar war diese Technik schon weit früher bekannt - durch Johann Gutenberg - jetzt aber erst wird ein Verfahren entwickelt, wie die Bücher schnell und vor allem kostengünstig gedruckt werden können.

Ab hier beginnt der Held unserer Geschichte seinen Siegeszug. Sein Ruhm währt lange, aber nicht ewig. Mit der Zeit wird seine Bedeutung geringer und er selber auch: Er beginnt zu schrumpfen und trennt fortan mit der Hälfte seiner Leibesfülle gewichtige Worte. Das 20. Jahrhundert richtet ihn wieder auf. Sein Revival erlebt der Kleine, der übrigens Lateiner ist, durch das Internet. Dort spielt er - wieder in seiner ursprünglichen Größe - eine wichtige Rolle beim Finden von Adressen.

Die Rede ist von Virgula, was lateinisch ist und so viel bedeutet wie Beistrich oder Strichlein. Der Virgel wurde früher an Stelle des Kommas eingesetzt und ist heute wieder bekannt als der sogenannte "Slash", der Schrägstrich, der in fast jeder Internetadresse zu finden ist.

(nach oben)



ES WAR EINMAL... EIN VERGESSLICHER PHYSIKER
Wir schreiben das Jahr 1956. Der kleine Tim erblickt in einem Vorort von London das Licht der Welt. Sein Feile für Computer wurde Tim bereits in die Wiege gelegt, denn seine Eltern sind beide Mathematiker und Computertechniker. In seiner Kindheit bastelt Tim oft mit herumliegenden Platinen, Schaltkreisen und Magnetkarten Türme und Ungeheuer. Nach einer gut behüteten Kindheit entscheidet sich Tim für das Studium an der Universität von Oxford. Mehr aus Verlegenheit wählt er den Studiengang Physik. Tim begeistert sich immer mehr für Computertechnik und bastelt aus einem alten M6800 Prozessor und einem Fernseher einen funktionstüchtigen Desktop-Computer.

Durch seine Fähigkeiten beflügelt entschließt er sich kurz nach dem Studium eine eigene Firma zu gründen und berät von nun an Hard- und Software-Designer. Auch hier lässt der Aufstieg nicht lange auf sich warten. Schon bald wird ihm die Stelle des Leitenden Ingenieur einer Telekommunikationsfirma angeboten. Aber all diese Positionen stellen Tim nicht richtig zufrieden. Seine Passion ist die Forschung. Deswegen zögert er auch keinen Moment, als ihm eine Forschungsstelle am bekannten Schweizer Kernforschungsinstitut Cern angeboten wird. Dort bekommt er die Zeit - und vor allem auch die Mittel- seinem Forscherdrang nach zu gehen. Viele neue Ideen werden in dieser Zeit ausgebrütet und mindestens genauso viele auch wieder begraben.

An Heiligabend 1990 brennt wie so oft im Computerlabor noch Licht. Zwischen Türmen von Büchern, Computerdisketten und Kabeln sitzt der schmächtige Tim wieder mal seit Stunden vor seinem Rechner. Um halb Elf ist es soweit. Er startet eines seiner selbst entwickelten Programme - nur einer von vielen Tests, doch dieses Mal klappt es. Über die Cern Signalleitung hat Tim Zugriff auf die Dokumente anderer Rechner des Instituts. Das besondere daran ist, dass er zwischen den Dokumenten gezielt hin und her springen kann, mit Hilfe von sogenannten Hyperlinks. Tim hat, wie er selber sagt, ein grauenhaftes Namensgedächtnis und deshalb wollte er ein Programm mit dem man relevante Informationen miteinander verbinden kann - egal an welchem Ort sie sich befinden.

An jenem Heiligabend entstand das World Wide Web. Die Technik der Hyperlinks hat zum ersten Mal funktioniert. Heute kann man sich das Internet ohne Links und ohne das World Wide Web nicht mehr vorstellen. Den Grundstein dafür legte der heute 46-jährige Brite Tim Berners-Lee.

(nach oben)



ES WAR EINMAL... EIN DATEN-TERRORIST
Mitten ins Hamburg der Siebziger Jahre wird der kleine Andreas geboren. Er wächst bei seinen Eltern auf, die gerade noch die politische 68er Bewegung voll miterlebt haben. Wohl von dieser Zeit beeinflusst, steht schnell fest, dass Andreas anders ist als seine Freunde. Etwas wildes, revolutionäres schlummert in ihm. So ist es keine Überraschung, dass er früh eine Abneigung gegen Krawatten und alle, die sie tragen, entwickelt.

Eines Tages spaziert er in eine Polizeiwache, weil er sich ein Poster gesuchter RAF-Terroristen besorgen will. Das Fahndungsplakat findet einen Platz in seinem Zimmer, neben Postern von angesagten Bands und Rockmusikern - damals alles Helden für den Jungen. Viel Zeit verbringt der junge Querschläger vor dem Computer. Es wird sogar zu einer richtigen Leidenschaft, als er in den 80er Jahren Mailboxen und das Usenet entdeckt. Im Netz, so findet er, ist der Einzelne noch richtig frei und wird nicht von irgendwelchen "Krawattis" - wie er sagt - reglementiert.

Andreas nimmt an vielen Diskussionsforen teil und diskutiert stundenlang über die freie Meinungsäußerung. Mit 14 Jahren will er sich nicht nur mit Reden begnügen. Er möchte etwas tun, dem bestehenden "System" Schaden zufügen. Er tritt einer freiwilligen Organisation Gleichgesinnter bei, die es kurz zuvor geschafft hatten, der deutschen Post zuzusetzen: Dieser Club hatte es fertig gebracht, deren Online-System Bildschirmtext, kurz BTX, zu knacken und 135.000 Mark (70.000 Euro] zu einem eigenen Konto zu transferieren. Zu dieser Gruppe will Andreas gehören.

Sein Ziel ist es von Anfang an, zu den Besten zu gehören. Es dauert auch nicht lange, bis ihn die Clubmitglieder akzeptieren. Neben seinem Studium der Nachrichtentechnik an der Freien Universität Berlin wird Andreas 1990 zum Sprecher des immer weiter wachsenden Clubs gewählt. Er macht sich als Spezialist in Computersicherheits- und Netzwerkfragen einen Namen und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit journalistischen Nebenjobs und Sicherheitsgutachten für große Unternehmen. Hier ist er für den sogenannten "Hacker Check" der Firmennetzwerke verantwortlich.

Sein Kampf um die Meinungsfreiheit im Internet wird Ende 2000 gekrönt. Der heute 30 Jahre alte Andy wird einer von 18 Direktoren, die die Geschicke des Internets in geregelte Bahnen lenken sollen. Die Rede ist vom Chaos-Computer-Club-Sprecher und ICANN-Europa-Direktor Andy Müller-Maguhn.

(nach oben)